Bonus-Szene »DIRTY: In seiner Gewalt«

– Diese kurze Bonus-Szene habe ich exklusiv für die LoveLetter Convention 2018 geschrieben. Sie wurde damals im Katalog gedruckt. Nun dachte ich, bevor sie auf meiner Festplatte versauert und niemand sie mehr lesen wird, stelle ich sie euch auf meiner Website zur Verfügung.
ACHTUNG: Diese Szene enthält Spoiler! Bevor du sie liest, solltest du unbedingt das Buch beendet haben.

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Mein Herz schlug wild in meinem Brustkorb, als ich auf Olivia hinabsah, die schlafend in meinem Bett lag. Ich lächelte gequält, während ich gleichzeitig dachte, keine Luft mehr zu bekommen.

Noch immer konnte ich nicht fassen, wie sehr sich mein Leben in den letzten Wochen geändert hatte. Doch das alles war nichts dagegen, was Olivia hatte durchmachen müssen. Immer noch war ich ehrfürchtig und voller Bewunderung für sie. Sie war so stark und mutig gewesen, hatte gekämpft wie eine Löwin.

Manchmal, wenn ich nachts nicht zur Ruhe fand, musste ich wieder daran denken, wie die Kugeln aus meiner Waffe die zwei Körper durchbohrt hatten, wie das Blut ihre Hemden tiefrot getränkt hatte. Ja, verdammt, die beiden hatten den Tod verdient – ganz besonders Castellano.

So froh ich auch war, Olivia endlich sicher bei mir zu wissen, so sehr belastete mich das Blut, das seither an meinen Fingern klebte.

Ja, ich hatte nicht anders gekonnt, als den Abzug zu drücken – für Olivia. Für ihre Freiheit, für ihre Zukunft. Trotzdem hielt mich die Erinnerung daran regelmäßig vom Schlafen ab.

Olivia stieß ein Seufzen aus, dann drehte sie sich zur Seite und blinzelte. In dem schwachen Licht des Nachtlichts sah ich, wie sie mich erst verschlafen anlächelte, bis sie ihre Stirn runzelte. »Nicht«, hörte ich sie leise sagen. Sie rückte näher an mich und stützte sich auf ihre Ellenbogen. Ihre Finger strichen sanft über meinen nackten Oberarm. »Du quälst dich wieder mit Vorwürfen.«

Seufzend legte ich den Kopf in meine Hände. »Du hast recht, ich sollte es nicht, aber …«

»Ich weiß«, unterbrach sie mich. Ihre Stimme klang dabei schwer und gepresst. »Aber du hast dafür gesorgt, dass ich wieder ein Leben habe. Er hat es mir genommen, und du … du hast es mir zurückgegeben.«

Tränen brannten in meinen Augen.

Gott, sie hatte ja so recht! Ich musste nur an Olivias geschundenen Körper denken, als ich sie das erste Mal gesehen hatte …

Wut brodelte in mir hoch. Doch es gab keinen Grund mehr, so zu empfinden.

Wäre Rich nicht so naiv gewesen, beim Pokern den Lamborghini seines Vaters einzusetzen, und hätte Thug uns nicht bei unseren verrückten Einbrüchen in die Villa Rückendeckung gegeben, wäre sie noch immer Castellanos Gefangene …

»Sch.« Beruhigend rieb sie über meine zu Fäusten gepressten Finger. »Dank dir ist alles gut.«

Doch erst als sie sich zu mir hochreckte und ihre Lippen die meinen berührten, wusste ich, dass ich keine andere Wahl gehabt hatte, als den Abzug zu drücken. Für sie, für uns.