Bonus-Epilog “Don’t play with your Boss”

Die Aufzugtüren glitten auf und ich betrat den siebenunddreißigsten Stock, in dem die Geschäftsführung von Cunningham Solutions Inc. ihren Sitz hatte. »Daddy!« Liam quietsche in dem Sportbuggy, in dem ich ihn vor mir herschob, und patschte seine Händchen zusammen.

Sofort eilte Joleen zu uns. »Awww, du süßer kleiner Mann! Na, wie geht es dir?« Sie kitzelte ihn, was ihn zum Lachen brachte. Dann umarmte sie mich. »Oh, Harper, du siehst großartig aus! Drei Wochen noch, oder?«

Lächelnd streichelte ich meinen gigantischen Bauch. »Ja, und es fühlt sich bereits jetzt an, als würde ich platzen. Keine Ahnung, wie ich noch so lange aushalten soll …«

Sie schenkte mir ein halb mitleidsvolles, halb aufbauendes Lächeln. »Du packst das schon.«

»Bin ich zu spät?«, fragte ich und rieb über meinen unteren Rücken.

»Nein, Adrian ist noch in seinem Büro und Donna bereitet alles für ihre Abschiedsfeier im Besprechungsraum vor. Alessa ist bei ihr und hilft.«

Ich dankte ihr und ging den langen Flur nach hinten. Meine beste Freundin hatte Summers Platz eingenommen, die seit der Geburt ihrer Tochter zu Hause war und voll in ihrer Mutterrolle aufging. Und da es für Alessa in ihrer alten Arbeit zu unerträglich geworden war, hatte sie sich für die Stelle beworben und den Posten bekommen.

Hanna saß an meinem Schreibtisch und lächelte mir freundlich zu. »Harper, schön, dass du da bist. Mister Price ist gerade mit seiner Videokonferenz fertig, du kannst bestimmt schon zu ihm.« Sie deutete auf sein Büro, wo der Mann meiner Träume und meines Lebens saß.

Hanna war Mitte vierzig und eingestellt worden, als ich mit Liam schwanger war und feststand, dass ich für einige Zeit ausfallen würde. Seitdem war sie hier und half uns Assistentinnen, wo immer wir Unterstützung brauchten, und sprang ein, wenn eine von uns krank war oder Urlaub hatte. Oder, wie in meinem Fall, ein Kind bekam, auch wenn ich vorhatte, spätestens ein halbes Jahr nach der Geburt wieder Teilzeit anzufangen. Schon bei Liam hatte ich es so gehandhabt, der in der Zeit, die ich im Büro war, bei Adrians Eltern war – die völlig im Großelternmodus aufgingen.

Als Adrian mich durch die Glaswand erblickte, strahlte er über sein ganzes Gesicht. Liam wurde in seinem Buggy unruhig und wollte unbedingt zu seinem Vater.

»Na, du Kleiner? So ungeduldig?« Lächelnd beugte ich mich zu ihm hinunter, um den Sicherheitsgurt zu lösen, doch noch bevor ich ihn hochheben konnte, war Adrian aus seinem Büro gekommen.

»Ich mach schon.« Er holte unseren Sohn aus seinem Sitz und küsste ihn auf die Wange, ehe er mich an sich zog und seine Lippen zärtlich auf meine legte. »Wie geht es dir?«

»Gut.« Es war alles irgendwie beschwerlich mit dieser Kugel vor mir, die sich um einiges gewaltiger anfühlte als bei Liam, aber der Arzt hatte uns versichert, dass nur ein Kind unter meinem Herzen wuchs. »Sie ist etwas unruhig heute.«

Adrian lächelte und streichelte über meinen Bauch, dann nahm er mich an der Hand und zog mich hinter sich in sein Büro. Sofort drückte er den Knopf für das Milchglas.

»Was hast du vor?«, fragte ich, da alles, was wir normalerweise hinter dem Schutz dieses Glases getan hatten, nicht möglich war, weil Liam ebenfalls hier war.

Adrian ging um seinen Schreibtisch herum und lächelte mir geheimnisvoll zu. »Ich hab hier was für euch«, sagte er und zog eine Schreibtischschublade auf. Liam verfolgte mit geöffnetem Mund, was sein Vater vorhatte, und auch ich war neugierig ein paar Schritte näher gekommen.

Adrian zog einen blauen Stoffelefanten hervor und schüttelte ihn. Ein Rasseln war in seinem Bauch zu hören. Liams Augen begannen vor Begeisterung zu leuchten und er streckte seine kleinen Patschhändchen danach aus. »Der gefällt dir, hab ich recht?«

Liam stieß begeisterte Laute aus und schüttelte den Elefanten heftig, bevor er seinen Rüssel in den Mund nahm und darauf zu kauen begann.

Adrian setzte ihn grinsend auf den Boden. »Sieht wohl so aus, als hätte ich das Richtige besorgt.«

Glücklich lächelnd schaute ich zu Liam, der zufriedene Brabbelgeräusche machte und den Elefanten ordentlich in die Mangel nahm. »Das hast du auf jeden Fall.«

»Und weißt du was, Harper? Da gibt es noch etwas, was sich richtig anfühlt«, sagte Adrian geheimnisvoll. »Seit einigen Wochen überlege ich, wann und wie der perfekte Zeitpunkt ist, es dir zu sagen. Aber jeder Moment mit dir ist besonders, deshalb wäre ich verrückt, noch länger zu warten.« Mit diesen Worten sank er vor mir auf ein Knie. Mit einer Hand umfasste er meine, und ich stieß ein überraschtes Keuchen aus. »Harper Mackenzie, du, Liam und unsere ungeborene Lilah, ihr seid die drei Menschen, die mich vervollständigen. Ein Leben ohne euch kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich liebe dich und unsere Kinder so sehr und will euch für den Rest meines Lebens an meiner Seite wissen.«

Tränen stiegen in meine Augen, als er eine kleine Ringschatulle aus seinem Jackett zog und aufklappte.

»Werde meine Frau, Harper. Ich weiß, wir haben gesagt, dass wir keine Hochzeit brauchen, um glücklich zu sein, aber …«

»Ja!« Das Wort kam ohne zu überlegen über meine Lippen. Weil ich wusste, dass es mich komplettierte, wenn ich Adrians Frau wurde. Weil es sich einfach richtig anfühlte.

»Ja?«

»Ja!«, wiederholte ich lachend.

Ich wischte mir über die benetzten Wangen, als Adrian aufstand und mich an sich zog, um mich zu küssen. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen half er mir, den Ring an den Finger zu stecken – zart, aus Weißgold, mit einem funkelnden Diamanten eingefasst. Bestimmt war der Ring unfassbar teuer gewesen, und ich wusste jetzt schon, dass ich Angst haben würde, ihn zu verlieren.

Überglücklich betrachtete ich das Schmuckstück, ehe ich Adrian noch einmal um den Hals fiel, um ihn zu küssen. Er war alles, was ich wollte und alles, was ich brauchte. Er war mein Herz, mein Leben. Mein Mittelpunkt. Meine große Liebe. Und der beste Vater, den ich mir für unsere Kinder hätte wünschen können.

Apropos …

»Liam?« Mein Herz raste, als ich bemerkte, dass unser Sohn nicht mehr neben uns auf dem Boden saß.

Auch Adrian schaute sich hektisch um, ehe er lachte. Liam tapste mit dem Elefanten in der Hand quer durch sein Büro.

»Er läuft!« Ich konnte es nicht fassen. »Unser Sohn läuft und wir haben seine ersten Schritte verpasst!« So lange hatten wir darauf gewartet und gehofft. Für sein Alter war er in dieser Hinsicht total spät dran gewesen und wir hatten schon befürchtet, dass er in seiner Entwicklung zurück sein könnte. Zwar hatte er sich schon des Öfteren an Möbeln hochgezogen und sich daran entlanggetastet, aber ganz ohne sich zu halten ist er noch nie gelaufen. Natürlich hatten wir mehrfach versucht, ihn dazu zu ermutigen, allein die ersten Gehversuche zu wagen, doch bisher hatte er sich immer gleich wieder auf seinen Windelpopo gesetzt und sich geweigert. Der Arzt hatte uns bisher noch beruhigt und gemeint, dass alles noch in der Norm wäre, aber jetzt fiel mir doch ein Stein vom Herzen.

»Liam! Schatz, du kannst laufen!« Ich ging zu ihm, und noch bevor ich ihn erreicht hatte, landete er auf seinem gepolsterten Hintern. Als wäre nichts passiert, saß er auf dem Boden, den angesabberten Elefanten zwischen den ersten Zähnchen.

Lachend hob Adrian seinen Sohn hoch. »Du bist mein Held«, sagte er und küsste ihn mehrfach auf die Wange, was Liam zum Giggeln brachte. »Und soll ich dir was sagen? Sie hat tatsächlich Ja gesagt«, raunte er ihm ins Ohr.

»Sag nicht, Liam wusste davon und hat mir gar nichts verraten«, scherzte ich und schmiegte mich an meine beiden Herzensmänner.

»Er hat dichtgehalten bis zum Schluss.« Adrian zwinkerte mir zu. »Wir Männer müssen immerhin zusammenhalten, jetzt, wo du bald weibliche Verstärkung bekommst.«

Lächelnd schlug ich ihm sanft gegen die Brust. »Wir sorgen nur für eine ausgewogene Verteilung der Geschlechter.«

»Liam wird ein großartiger großer Bruder sein.« Voller Stolz schaute Adrian seinen Sohn an, und schon wieder drängten Tränen nach oben. Ich wusste, er hatte so sehr auf eine kleine Schwester für Liam gehofft – und nun würde sein Wunsch in Erfüllung gehen. Er selbst hatte immer eine kleine Schwester haben wollen, und nun war Liam in der Rolle, die kleine Lilah später beschützen zu können.

»Ich muss noch kurz dein Bad benutzen und mein Make-up ausbessern, bevor wir zu Donnas Abschiedsparty gehen. Da fällt mir ein … wer wusste denn von dem Antrag? Oder hast du es hier niemandem verraten?«

Ein unschuldiges Grinsen schob sich auf sein Gesicht. »Logan, Mason und Kilian wussten natürlich davon. Immerhin bespreche ich alle großen Entscheidungen mit meinen Freunden. Und Alessa musste mir mit der Ringgröße helfen.«

»Selbstverständlich.« Ich rollte mit den Augen und küsste ihn dann, bevor ich noch kurz die Toilette aufsuchte und mein leicht verschmiertes Make-up wieder in Ordnung brachte.

Danach gingen wir gemeinsam zum Besprechungsraum, in dem schon die halbe Belegschaft fröhlich plaudernd beisammenstand. Sektgläser klirrten und Donna stand von mehreren Leuten umringt und unterhielt sich lächelnd. Als sie mich erblickte, entschuldigte sie sich jedoch und kam auf mich zu. »Oh, Harper, du siehst wundervoll aus!« Seufzend zog sie mich in eine liebevolle Umarmung. »Und du auch.« Sie streichelte Liam über die Wange, der immer noch auf Adrians Arm war und den Elefanten vermutlich inzwischen völlig durchweicht hatte.

Gott, ich konnte nichts dafür, aber meine Sicht verschwomm schon wieder. »Ich werde dich so vermissen, Donna! Du musst uns unbedingt besuchen kommen, hörst du?«, verlangte ich von ihr, während ich sie noch einmal umarmte, und fächerte mir dann Luft zu, um zu verhindern, dass mein Make-up erneut verschmierte.

»Das werde ich auf jeden Fall. Sag du auch Bescheid, wenn es bei dir so weit ist, dann komme ich dich im Krankenhaus besuchen.« Ehrfürchtig betrachtete sie meinen großen Bauch. »Bist du schon nervös?«

»Kein bisschen. Ich weiß ja, was mich erwartet.« Liam war in einer stürmischen Februarnacht zur Welt gekommen, nachdem ich zwölf Stunden in den Wehen gelegen hatte. »Kaum zu glauben, dass er nächste Woche schon vierzehn Monate alt wird.«

Donna schüttelte den Kopf. »Die Zeit verrinnt viel zu schnell. Aber …« Sie griff nach meiner Hand, an der der Ring steckte. »Was sehen denn meine Augen da?« Überrascht lächelnd schaute sie von mir zu Adrian und zurück. »Ich darf wohl gratulieren?«

Adrian nickte. »Harper und ich werden heiraten!«

Ein paar Leute um uns herum hatten gehört, was er gesagt hatte, und applaudierten und gratulierten uns. Es dauerte keine Minute, da hatte sich die Neuigkeit auch schon herumgesprochen.

»O nein, ich wollte dir nicht die Show stehlen, das heute ist immerhin deine Party«, sagte ich nun leicht verlegen an Donna gewandt.

»Liebes, es gibt kein schöneres Highlight, um in den Ruhestand zu gehen.« Sie umarmte mich fest, doch ich versteifte mich sofort.

»Was ist los?« Besorgt schaute sie mich an.

Nervös suchte ich die Menge ab und hielt nach Adrian Ausschau, der von einigen Leuten umringt Glückwünsche entgegennahm. »Ich glaube, die Fruchtblase ist geplatzt«, sagte ich leise und bewegte probehalber mein Becken. Ein kleiner Schwall Flüssigkeit bestätigte meine Vermutung. »O Gott, Adrian!«

Alarmiert drehte er sich zu mir um.

»Ihre Fruchtblase ist geplatzt!«, raunte Donna ihm zu, stützte mich und führte mich zu einem Stuhl, auf den ich mich setzte.

»Bleib sitzen, Schatz, ich rufe sofort einen Rettungswagen.« Adrian küsste mich auf die Stirn und wandte sich anschließend ab, um zu telefonieren.

»Wie geht es dir?« Donna war neben mir in die Knie gegangen und Liam quengelte, der über den abrupten Wechsel von seinem Daddy zu Alessa gerade nicht sehr begeistert war.

»Gut. Also … ich habe keine Schmerzen oder so. Keine Wehen …« In dem Moment, als ich das sagte, kündigte sich jedoch die erste an. »O Gott, doch … Es geht los!«

»Ruhig bleiben und tief ein- und ausatmen, okay?«

»Ich rufe Mister Price’ Eltern an, damit sie herkommen und Liam holen«, hörte ich Hanna neben mir sagen, die wohl mitbekommen hatte, was los war.

Konzentriert nickte ich. »Ich kann nicht sitzen«, sagte ich schnaufend und hievte mich aus dem Stuhl hoch. Von der letzten Untersuchung wusste ich, dass der Kopf schon deutlich im Geburtskanal lag. Die Ärztin hatte mir auch bestätigt, dass es äußerst unwahrscheinlich war, dass sich die Nabelschnur durch die Bewegung und den veränderten Druck um den Kopf des Babys wickelte oder diese abgeklemmt wurde.

»Sicher. Ich bin da, Liebes. Alles mit der Ruhe.« Donnas Stimme klang belegt und geschockt schaute ich zu ihr, doch sie lächelte. »Das ist das perfekte Abschiedsgeschenk.«

Mit meinem Lachen löste ich einen weiteren Schwall Flüssigkeit. »O nein, wie unangenehm.« Am liebsten wäre ich im Boden versunken.

»Mach dir keine Gedanken. Wir gehen langsam Richtung Ausgang, und bis wir dort ankommen, ist auch schon der Rettungswagen hier, in Ordnung?«

Ich nickte und war froh, als Adrian wieder an meiner Seite war. »Alles okay?«, fragte er besorgt.

»Ja. Hanna ruft deine Eltern an.«

Adrian nickte. »Ich hab bereits mit Alessa gesprochen. Liam kann bei ihr bleiben, bis Mom und Dad hier sind.«

»Hoffentlich weint er nicht, weil wir nicht da sind.«

»Der packt das schon, mach dir keine Gedanken. Wir werden ihn einfach so lange bespaßen, bis seine Großeltern ankommen. Der wird gar nicht merken, dass ihr weg seid.«

»Tut mir so leid, dass ich deine Party gesprengt habe, Donna.«

Sie lachte. »Mach dir keine Sorgen, es ist der beste Abschied, den ich mir wünschen konnte. Und wenn meine Arbeit hier erledigt ist, komme ich gleich ins Krankenhaus, um nach dir zu sehen und die kleine Lilah zu begrüßen.«

Inzwischen waren wir beim Aufzug angekommen. »Bleib hier, Donna. Du solltest zurück zu deiner Party. Ich kümmere mich um meine Verlobte.«

Liebevoll lächelte sie mich an und nickte. Sie wünschte mir noch alles Gute, dann drückte sie meinen Arm zum Abschied und wartete, bis sich die Aufzugtüren schlossen.

»Was für ein Tag«, sagte ich und schlug die Hände vors Gesicht.

»Einer der besten meines Lebens«, raunte Adrian mir ins Ohr und zog mich an sich.

Die Sonne schien durch das Fenster des Krankenhauses. Adrian saß neben mir und ich hatte meinen Blick auf die wohl schönste junge Erdenbürgerin gerichtet, die auf Adrians Arm schlummerte.

Noch gestern Abend hatten mich Donna, Joleen und Alessa besucht, die nach der Arbeit gemeinsam ins Krankenhaus gekommen waren, um Lilah zu begrüßen. Sie waren alle drei sofort verliebt in die Kleine, was aber auch gar nicht anders möglich war, da sie so hübsch und niedlich anzusehen war.

Ein Klopfen lenkte meine Aufmerksamkeit von Adrian, der unserer Tochter süße Zärtlichkeiten zuflüsterte. Gleich darauf öffnete sich die Tür und Mom tauchte im Zimmer auf, gefolgt von Kristin und Elisa.

»O Gott, was macht ihr denn hier?« Liebe und Begeisterung durchfluteten mich, als ich einen Teil meiner Familie sah.

»Wir sind sofort losgefahren, als Adrian uns angerufen hat«, erklärte Elisa grinsend.

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. »Ihr seid verrückt! Und habt die Kinder mit Dad und Michael allein gelassen? Seid ihr sicher, dass das eine gute Idee war?«

Kristin lachte. »Die packen das schon. Das größere Problem wird eher sein, unsere Kinder zu besänftigen, wenn wir nach Hause kommen. Die wollten unbedingt mitkommen, aber die haben immerhin Schule.«

»Caren war ziemlich sauer, weil du nicht bis zum Wochenende warten konntest«, meinte meine Schwester und verdrehte theatralisch die Augen.

Ich lachte auf. Inzwischen hatten sich alle drei staunend um Adrian eingefunden, der ihnen unsere Tochter zeigte.

»Darf ich euch vorstellen: Das ist Lilah Mackenzie, zukünftige Price.«

Sofort lag die ganze Aufmerksamkeit wieder auf mir. Elisa griff nach meiner Hand und stieß einen überraschten Laut aus. »O. Mein. Gott. Was für ein Ring!« Sie schaute von mir zu Adrian und dann erneut auf das Schmuckstück an meinem Finger. »Ihr werdet heiraten!«

Ich nickte, und sofort wurden wir von Glückwünschen überschüttet.

»Darf ich sie halten?«, fragte Mom und sah ehrfürchtig auf ihre jüngste Enkeltochter hinab.

»Aber natürlich.« Adrian gab sie ihr und in dem Moment war die Aufregung verflogen. Alle starrten wieder wunderlich das Bündel an, das nur kurz ihr Näschen verzog, als sie von ihrem Dad in die Arme ihrer Grandma wechselte.

»Gott, wie niedlich sie ist.« Kristin streichelte über ihre kleinen Fingerchen.

Elisa hatte sich währenddessen auf die Bettkante gesetzt und wollte alles über den Antrag und die Hochzeit wissen, über die wir bisher noch gar nicht sprechen konnten, weil Lilah es so eilig gehabt hatte. Doch ich kam auch gar nicht dazu, mehr darüber zu erzählen, da es erneut an der Tür klopfte und Adrians Eltern im Zimmer auftauchten. Liam zappelte aufgeregt auf dem Arm von George und streckte seine Ärmchen nach mir aus, während er lautstark »Mommy!« rief.

Mein Schwiegervater in spe setzte Liam zu mir aufs Bett, der sich sofort an mich kuschelte.

»Schau mal, Liam, das ist dein kleines Schwesterlein«, sagte ich, als sich nun Melissa neben mich setzte, die ihre erste Enkeltochter ehrfürchtig betrachtete.

Liam machte große Augen und schaute auf die kleine Lilah hinab. »Da!«, meinte er schließlich und brabbelte weiter, als hätte er sich damit abgefunden, ab sofort der große Bruder zu sein.

Es war unglaublich schön, die ganze Familie vereint zu sehen. In Gedanken malte ich mir aus, wie es sein würde, wenn wir heirateten und dann auch mein Dad und mein Bruder inklusive meiner Nichten und Neffen hier wären. Bestimmt würde es ein berauschendes Fest werden.

Als wenig später unsere Familien beschlossen, noch eine Runde durch den Park zu spazieren und Kaffee zu trinken, während sie versuchten, Liam in seinem Buggy zum Schlafen zu bewegen, lag Lilah wieder in meinen Armen. Adrian saß neben mir und schaute uns beide verliebt und glücklich an.

»Was ist?«, wollte ich wissen.

Er schüttelte den Kopf. »Ich soll dir liebe Grüße von Peter Baker ausrichten und dir herzlichen Glückwunsch sagen. Er wird noch eine Karte schicken.« Adrian malte Gänsefüßchen in die Luft.

»Danke.« Bei der Erwähnung meines alten Bosses musste ich lächeln. Er hatte auch zu Liams Geburt ein ganzes Paket voller Windeln, Babyklamotten und Spielsachen geschickt, und ich vermutete, dass es diesmal ebenso groß ausfallen wird. »Außerdem muss ich gerade an den Tag denken, als du mir den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hast.«

Ich lachte. »Nagt das immer noch an deinem Ego?«

»Ein wenig vielleicht. Aber es erinnert mich auch daran, dass es der Beginn der besten Zeit meines Lebens war.« Er stand auf und beugte sich über mich, um mich zu küssen. »Ich liebe dich, Harper. Und die beiden Kinder, die du mir geschenkt hast.« Sanft streichelte er über Lilahs Wange.

»Und ich liebe dich.« Mein Herz war voller Zuneigung für diesen Mann, der zum Mittelpunkt in meinem Leben geworden war. Dabei hatte ich so kurz davorgestanden, unwissentlich auf das alles hier zu verzichten, als ich Adrian die Kündigung geschickt hatte. Zum Glück hatte er sie damals gelöscht, nachdem er mir die Wahrheit über seine Ex erzählt hatte. Sylvie war übrigens nie wieder in unserem Leben aufgetaucht. Sie hatte sich zurückgezogen und hatte Adrians Drohung tatsächlich ernst genommen. Wäre es anders gewesen, hätte vermutlich ich ihr höchst persönlich die Augen ausgekratzt.

Doch sie war Geschichte – und Adrian und unsere Kinder meine Zukunft. Eine bessere hätte ich mir nicht wünschen können …