Boss_2 Bonus

Bonus-Epilog "Never touch your Boss"

Asher

»Wie sehe ich aus?« Blake stand vor dem deckenhohen Spiegel in seinem Ankleidezimmer, den Blick auf den Kragen gerichtet, wo er gerade seine Krawatte zurechtrückte.

Er trug einen schwarzen Anzug mit gleichfarbigem Hemd und weinrotem Schlips und sah darin mindestens so gut aus wie in Jeans und T-Shirt, das er gestern trug, als wir endlich einen Boxkampf besucht hatten. Würde dieser Mann nicht bereits mir gehören, ich hätte ihn mir spätestens jetzt gekrallt.

»O Baby, so heiß.« Ich kniff ihm in den Hintern und streichelte mit der anderen Hand über seinen Bauch.

Lachend wandte er sich mir zu. »Du aber auch.« Seine Stimme war rau, dann packte er mich am Nacken, zog mich zu sich und küsste mich.

Nur widerwillig löste ich mich von ihm. »Wir sollten das gerade wirklich nicht tun, sonst kommen wir zu spät.«

Seufzend lehnte Blake seine Stirn gegen meine. »Du hast recht.« Mit liebevollem Blick griff er nach meinem Krawattenknoten und richtete ihn sowie den Hemdkragen.

Auch mein Anzug war schwarz, genau wie das Hemd, zu dem ich eine dunkelblaue Krawatte trug. Blake hatte diese Kombination für uns ausgesucht, und ich fand, dass wir nebeneinander verdammt gut aussahen. Aber das taten wir sowieso.

Das bestellte Uber würde in wenigen Minuten da sein, mal davon abgesehen, dass im Maxim ein separater Raum reserviert war, in dem Liam und Maeve ihre Verlobung feierten.

»Hast du das Geschenk?«, fragte Blake und verließ das Ankleidezimmer.

Ich folgte ihm, nicht ohne noch einmal einen Blick auf seinen knackigen Hintern zu werfen. »Natürlich, in meiner Brusttasche.«

Nachdem wir vor Kurzem einen Kurs für Paarmassagen belegt hatten und den wirklich großartig fanden, hatten wir beschlossen, Maeve und Liam einen zu ihrer Verlobung zu schenken.

Liam hatte seiner Assistentin und großen Liebe kürzlich einen Antrag gemacht, als die beiden in ihrer Heimat gewesen waren, um den Geburtstag ihrer Mom zu feiern. Schon Wochen zuvor war er nervös gewesen und hatte uns mehrfach um Rat gefragt, wie er es am besten anstellen und was er tun sollte, falls sie Nein sagte. Immerhin waren sie gerade mal etwas über ein halbes Jahr zusammen. Einige würden vielleicht behaupten, dass es zu früh sei, aber ehrlich gesagt konnte ich die beiden verstehen. Man wusste es einfach tief in einem drin, wenn man dem richtigen Menschen begegnet war.

Mein Blick fiel auf Blake, der mir mit einem Lächeln die Apartmenttür aufhielt. Es lag so viel Liebe in seinen Augen, dass ich das Kribbeln und Sehnen in meinem Bauch fühlte, das er immer in mir auslöste, sobald er mich so ansah.

Kaum vorstellbar, dass sich unsere Wege beinahe für immer getrennt hätten.

Hin und wieder wachte ich schweißgebadet auf mit der verrückten Vorstellung, ich hätte das alles mit ihm nur geträumt und wir wären gar kein Paar. Das waren echt die schlimmsten Momente. Umso glücklicher war ich, wenn ich mich zur Seite drehte und Blake neben mir sah, spürte und hörte und mich in seine Arme schmiegen konnte.

Wir hatten, seit wir zusammen waren, fast jede Nacht gemeinsam verbracht. Entweder übernachtete Blake bei mir oder ich bei ihm. Vermutlich wäre es über kurz oder lang schlauer, meine Sachen einfach in sein Apartment zu bringen. Da es Blake gehörte und noch dazu abbezahlt war, würden hier keinerlei zusätzliche Kosten anfallen. Für mich wäre es somit kein Problem, meinen Mietanteil der Wohnung weiter zu bezahlen, bis Sierra eine Lösung – sprich einen neuen Mitbewohner oder eine kleinere Bleibe – gefunden hätte. Doch darüber hatten Blake und ich noch nicht geredet.

 

Auf der Fahrt zum Maxim rätselten wir, wer alles zur Feier geladen war. Ich wusste, Blake hoffte darauf, Peter Baker wiederzusehen. Der Mann hatte wohl seinen Onkel Kil sowie Adrian, Mason und Blakes Dad Logan seit ihrer Kindheit schwer geprägt und ihnen beigebracht, wie man Visionen verfolgte und ein Unternehmen führte. Ohne ihn gäbe es Cunningham Solutions Inc. vermutlich nicht und infolgedessen hätten auch Blake und ich uns nicht kennengelernt. Allein deshalb empfand ich für diesen Mann ebenfalls große Dankbarkeit.

Als wir im Restaurant ankamen, wurden wir von der Empfangsdame sofort in den privaten Raum geführt, in dem schon einige der Gäste waren. Durch die fast deckenhohen Fenster hatte man einen traumhaften Ausblick auf den Hudson, und ich war mir sicher, dass die Aussicht bei Sonnenuntergang besonders atemberaubend wäre. Die runden Tische waren mit weißen Tischdecken überzogen und dezent und stilvoll dekoriert. Darüber hingen, wie im offenen Bereich des Restaurants, das zur anderen Seite der Stadt ausgerichtet war und in dem Blake und ich bereits ein paarmal essen gewesen waren, kleine Lampen. Sie spendeten ein sanftes, warmes Licht und trugen zusätzlich zur romantischen Stimmung bei.

Maxim begrüßte uns als Erster. »Hey! Schön, dass ihr hier seid. Schicke Anzüge.«

»Danke.« Amüsiert nahm ich im Augenwinkel wahr, dass Blake grinste.

Im Anschluss peilten wir Maeve und Liam an. Sie wirkten so glücklich, dass man sich einfach für die beiden freuen musste.

»Ihr seht großartig aus«, raunte Maeve mir zu, als sie mich umarmte.

»Danke, das wollte ich gerade zu dir sagen.«

Auch Liam zog ich in eine freundschaftliche Umarmung. Seit ich mit Blake zusammen war, hatte sich mein Verhältnis zu allen Mitgliedern der Führungsebene geändert. Wir unternahmen öfter mal privat was gemeinsam, und ich hatte das Gefühl, noch mehr mit allen verbunden zu sein.

Wir begrüßten auch den Rest der Leute, die bereits hier waren. Theresa und Carolina standen beisammen, Ian unterhielt sich mit seinen Eltern Joleen und Mason, und Blakes Tante Paulina plauderte mit seiner Mom Alessa. Ein paar Freunde von Liam und Maeve waren ebenfalls schon hier, die ich jedoch nicht kannte.

»Da ist er«, raunte mir Blake mit einer Menge Stolz in der Stimme zu und deutete auf einen alten Mann, der gerade Kilian die Hand schüttelte. »Peter Baker.«

Sofort merkte ich, was das Besondere an ihm war. Er strahlte eine Mischung aus Ruhe, Macht und Weisheit aus, die mich ehrfürchtig machte.

Gebannt verfolgte ich, wie er Logan, Mason und Adrian begrüßte, dann kam er zu uns.

»Ah, Blake, schön, dass wir uns sehen. Wie geht es dir?«

»Gut. Darf ich dir meinen Freund Asher vorstellen?«

Ich konnte den Stolz in seiner Stimme hören – und das machte mich stolz auf ihn.

Peter Baker musterte mich interessiert und mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. »Freut mich, dass wir uns endlich kennenlernen, Asher. Von dir habe ich schon viel gehört.«

»Ich hoffe, nur Gutes.«

»Ausschließlich. Allein die Tatsache, dass du Blake so zum Strahlen bringst, spricht ja für dich, oder?« Er nickte uns noch einmal freundlich zu, ehe er weiterging, um Carter zu begrüßen.

Neugierig wandte ich mich Blake zu.

»Was?«

»Nichts, ich wollte nur schauen, ob du wirklich so strahlst.«

Sofort zeigte er sein breitestes Grinsen und ich musste lachen. »Okay, davon hat er gesprochen.«

Amüsiert zog Blake mich an sich und sah mir tief in die Augen. »Du wusstest noch nicht, dass du mich so glücklich machst?«

Herausfordernd hob ich eine Augenbraue. »Das klingt sehr stark nach einer Fangfrage …«

Blake lachte laut.

»Aber ja, ich wusste es schon. Ich wollte es nur noch einmal sehen.«

Sanft landeten seine Lippen auf meinen, und ich genoss es nach wie vor sehr, dass er keine Scheu mehr zeigte, wenn es darum ging, in der Öffentlichkeit zu seinen Gefühlen zu stehen.

Als alle Gäste eingetroffen und wir mit einem Aperitif versorgt waren, ergriffen Maeve und Liam das Wort. Sie bedankten sich bei uns fürs Kommen und widmeten sich, weil eine von Maeves Freundinnen darum bat, gleich darauf den Geschenken. Auch wir hatten vorhin den Umschlag mit dem Gutschein auf den kleinen Tisch gestellt, der extra dafür hergerichtet worden war.

Irgendwie überraschte es mich nicht, dass sie Handschellen, einen Flogger und mehrere Sextoys aus dem Geschenkkarton zogen, was zur Belustigung aller beitrug und Maeve eine Röte ins Gesicht zauberte.

»Total einfallslos, wenn du mich fragst«, raunte Blake mir zu.

Kopfnickend stimmte ich ihm zu. »Es kann eben nicht jeder so gute Ideen haben wie wir.«

Die beiden packten noch eine Weinflasche mit Gravur ihres Verlobungsdatums aus. Außerdem ein Bild, das angeblich den Sternenhimmel über Waynoka zu genau jenem Zeitpunkt zeigte, als Liam Maeve dort den Antrag gemacht hatte.

Schließlich öffneten sie unser Kuvert. Schweigend, aber mit einem vergnügten Ausdruck auf ihrem Gesicht, lasen sie den kurzen Text, den wir dazu geschrieben hatten – eine knappe Erklärung, wie wir auf die Idee mit dem Kurs gekommen waren. Dann betrachteten sie den Gutschein genauer.

Beide grinsten breit, als sie unsere Blicke suchten.

»Danke für den Paarmassagekurs, Blake und Asher! Da hat jemand mitgedacht, immerhin bin ich in letzter Zeit wirklich sehr verspannt.« Liam rollte ächzend mit den Schultern, was alle amüsierte.

»Er weiß nicht, dass es hauptsächlich darum geht, zu lernen, wie er mich am besten von den Verspannungen der Computerarbeit befreien kann«, erklärte Maeve mit einem Zwinkern in unsere Richtung. Mit den Lippen formte sie noch ein »Danke«, ehe sie sich dem nächsten Geschenk widmeten.

»Ich glaube, sie haben sich darüber gefreut«, raunte Blake mir zu.

»Das denke ich auch. Übrigens wüsste ich was, das sich ebenfalls über eine Massage freuen würde.«

Aus großen Augen sah mich Blake an.

»Mein Rücken!«, sagte ich schnell, was ihn amüsiert durchatmen ließ.

Wir verfolgten noch das restliche Auspacken der Geschenke. Die ganze Zeit über hielt Blake meine Hand, seine Finger mit meinen verflochten, und ich wusste, wie verflucht glücklich ich mich schätzen konnte, heute mit ihm hier zu sein.

In der Vergangenheit hatte ich bereits einige Beziehungen geführt, aber bei keiner war es so wie mit ihm gewesen. Vielleicht lag es daran, dass wir uns fast verloren geglaubt hatten und dass ich erleben durfte, wie sehr Blake um mich gekämpft hatte. Zu wissen, welchen Ängsten er sich gestellt hatte, nur um mit mir zusammen zu sein.

Ich schaute ihn an und liebte alles an ihm. Seine weiche Seite, die er nur privat zeigte, genau wie sein Durchsetzungsvermögen und Verhandlungsgeschick. Ich schmolz dahin, sobald er den Ton angab. Genauso, wie wenn er sich bei mir fallen ließ und mir vollkommen vertraute. Ich wusste, ich wollte für immer neben ihm aufwachen und wieder einschlafen, bis zum Ende unseres Lebens.

»Wäre das auch etwas für dich?«, flüsterte ich, weil mich dieses Thema mit einem Mal so intensiv beschäftigte, dass ich darauf sofort eine Antwort brauchte.

»Was meinst du?« Er hatte den Blick auf Liam gerichtet, der eben ein Buch hochhielt, das gefüllt war mit allen möglichen Tipps zur Planung einer Hochzeit.

Als ich nicht antwortete, wandte er den Kopf in meine Richtung.

»Eine … Hochzeit«, sagte ich rau und spürte, wie sich mein Puls überirdisch beschleunigte.

Blake sah mich an, unbeweglich und ohne dass ich seine Gedanken im Gesicht hätte ablesen können. »Du … willst heiraten? Mich?«

»Na ja … Also natürlich nur, wenn das für dich eine Option wäre. Ich weiß, wir haben bisher nicht darüber gesprochen, aber …«

Blake schnaubte kurz auf, und ich dachte, ich hätte es verbockt. Doch dann strahlte er mich an und drehte sich noch mehr in meine Richtung. »War das jetzt ein Antrag?«

»Ähm …« Verlegen räusperte ich mich. »Grundsätzlich ja, aber ich stelle gerade fest, dass ich mir die Chance auf eine romantische Version mit Kniefall und Überraschung verbockt habe.«

Da löste Blake seine Finger von meinen und legte stattdessen beide Hände an meine Wangen. »Das macht überhaupt nichts. Denn meine Antwort lautet Ja! Ja, ich will dich heiraten, Asher.«

Dass er in seiner Überschwänglichkeit eine Spur lauter geworden war, hatte Blake vermutlich gar nicht gemerkt. Es führte allerdings dazu, dass es mit einem Mal still um uns wurde.

»Scheiße, jetzt haben wir Maeve und Liam die Show gestohlen«, flüsterte ich Blake zu, der mich immer noch anstrahlte wie der glücklichste Mensch der Welt.

Gemurmel setzte um uns ein und ich spürte alle Blicke auf uns gerichtet.

Verlegen schaute ich zu Maeve und Liam. »Sorry, ich wollte euch wirklich nicht den Moment stehlen und schon gar nicht die Aufmerksamkeit an eurem Abend an uns reißen …«

»Aber?« Maeves Augen leuchteten, und ich war mir sicher, sie wusste, was passiert war, und wollte nur, dass ich es laut aussprach, damit sich alle für uns freuen konnten.

Also nahm ich all meinen Mut zusammen und stand auf. »Dann noch einmal ganz offiziell«, murmelte ich und Blake verstand. Er erhob sich ebenfalls und sah mir strahlend in die Augen.

Hitze und Aufregung schossen durch mich hindurch, während ich vor ihm auf ein Knie sank. »Blake Cunningham, würdest du mir die Ehre erweisen und mich zu deinem Mann nehmen?«

Ein paar Frauen seufzten verzückt auf und jemand applaudierte.

»Ja, tausendmal ja, Asher.« Er zog mich in seine Arme und wir küssten uns – begleitet von Beifallrufen und ersten Glückwünschen.

Als wir uns voneinander lösten, kamen Blakes Eltern auf uns zu, die uns umarmten und uns gratulierten. Gleich darauf befanden wir uns in einer Traube von Menschen, die uns beglückwünschten und sich für uns und mit uns freuten.

»Sorry, dass ich euch den Abend ruiniert habe«, sagte ich wenig später reuevoll an Maeve gewandt, als sie mich herzte und ihre Glückwünsche aussprach. »Das sollte euer Tag sein und jetzt …«

»Jetzt ist es der Tag der Liebe. Hör bloß auf mit deinem schlechten Gewissen. Durch deinen Antrag hast du unsere Verlobungsfeier zu etwas ganz Besonderem gemacht.«

»Auf jeden Fall«, stimmte ihr Liam zu, der strahlte, als wäre er derjenige, um dessen Hand gerade angehalten worden war. »Mit Freunden und Familie die eigene Verlobung zu feiern ist großartig. Getoppt werden kann so ein Ereignis nur, wenn noch jemand beschließt, mit seinem Herzensmenschen diesen Bund einzugehen.«

Auch Blake wurde von beiden umarmt, und als sich die Aufregung etwas gelegt hatte und wir Platz genommen hatten, verwob er erneut seine Hand mit meiner. Er führte sie an seinen Mund und drückte Küsse auf meine Fingerknöchel. »Ich habe übrigens ebenfalls überlegt, dich zu fragen … Schon seit einer Weile. Allerdings hatte ich befürchtet, es ginge dir vielleicht zu schnell«, sagte er leise und zu mir gebeugt. »Aber jetzt bist du mir zuvorgekommen.«

»Bei mir war es ein spontaner Gedanke. Ich habe ja nicht einmal einen Ring für dich.«

»Das ist völlig unwichtig. Für mich zählt lediglich, dass du gefragt hast. Und du hattest sogar deinen Kniefall.« Belustigt schmunzelte er. »In erster Linie geht es jedoch darum, dass wir uns beide haben. Für immer, bis zum Ende unseres Lebens. Das ist alles, was zählt.«

»Mir geht es genauso«, gestand ich, während mein Herz kräftig schlug. Dann beugte ich mich noch einmal zu Blake, um ihn zu küssen, mit dem Wissen, dass ich das nun für immer und ewig tun würde. Und verdammt, das machte mich unfassbar glücklich.